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9 von 10 Arbeitslosen leben unter der Armutsgrenze
Das Arbeitslosengeld soll das materielle Überleben von Arbeitslosen sicherstellen. Für viele Menschen ohne Job erfüllt es diese Aufgabe derzeit nicht. Das zeigt eine neue SORA-Untersuchung im Auftrag des Momentum Instituts, für die 1.214 arbeitslose Personen befragt wurden.
Seit sie ihren Job verloren haben, müssen 97 Prozent der befragten Arbeitslosen mit unter 1.400 Euro netto im Monat auskommen. Rund neun von zehn Befragten leben mit unter 1.200 Euro pro Monat deutlich unter der Armutsgrenze, die in Österreich bei 1.328 Euro für einen Ein-Personen-Haushalt liegt.
52 Prozent der Frauen ohne Kind erhalten ein Arbeitslosengeld von maximal 800 Euro pro Monat, bei Männern ohne Kind sind es 30 Prozent. Noch deutlicher fällt der Unterschied bei Eltern aus: 55 Prozent aller Mütter erhalten maximal 800 Euro, bei den Vätern nur 14 Prozent.
Bei drei von vier befragten Arbeitslosen reicht das Geld hinten und vorne nicht: Mehr als die Hälfte aller Arbeitslosen braucht zusätzlich zum Arbeitslosengeld auch eigene Ersparnisse auf – sofern vorhanden. Ein Viertel aller Arbeitslosen muss Freunde oder Familienmitglieder um Geld bitten und sich verschulden.
Die Armutsgefährdung ist bei Arbeitslosen 3,5 mal so hoch wie unter Beschäftigten. Unerwartete Ausgaben sind für 75 Prozent der befragten Arbeitslosen existenzbedrohend: Sie wären heute nicht in der Lage, Ausgaben in der Höhe von 1.290 Euro zu finanzieren. Finanzielle Sorgen sind außerdem psychisch belastend und sozial ausgrenzend: Die Hälfte aller Arbeitslosen kann es sich nicht leisten, jemanden nach Hause zum Essen einzuladen.
Arbeitslosengeld: Die meisten Arbeitslosen leben unter der Armutsgrenze | Momentum Institut — www.momentum-institut.at
Arbeitslose Menschen in Österreich leben in prekären ökonomischen Verhältnissen, zeigt eine SORA-Studie im Auftrag des Momentum Instituts. Das Arbeitslosengeld sollte zwar das materielle...
# Ohne Abgaben kein Sozialstaat
Die Ausgaben für Sozialleistungen und Wohlstand gehen EU-weit Hand in Hand. Im EU-Vergleich sind jene Länder am wohlhabendsten (gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf), die auch die höchsten Sozialquoten verzeichnen.
Letztere messen den Anteil der Staatsausgaben, der für Sozialleistungen wie Pensionen, Familienbeihilfen, Kranken- und Gesundheitsversorgung verwendet wird. Auch umgekehrt gilt: kein Wohlstand ohne Sozialleistungen. 18 von 20 Ländern mit den niedrigsten Staatsquoten weltweit sind auch unter den ärmsten Ländern.
Der größte Anteil jener Gelder, die aus Steuern und Abgaben stammen, wird für Soziale Sicherung verwendet: 4 von 10 Euro fließen in Pensionen, Familienbeihilfen und Arbeitslosenhilfen sowie Unterstützung im Falle von Krankheit und Erwerbsunfähigkeit. Einer von 10 Euro fließt in Bildung. Eine Analyse des Momentum Instituts zeigt, dass Sozialleistungen in Österreich fast 600.000 Erwachsene vor Armut schützen.
#Paper der Woche
Die autochthone Bevölkerung hat oft eine falsche und viel zu negative Wahrnehmung über die Migrant:innen im Land. Diese Wahrnehmung beeinflusst auch ihre Einstellungen zu Umverteilung, wie Momentum-Ökonom Mattias Muckenhuber mit dem #PaperderWoche erklärt. Das gesamte Paper gibt es hier.
Alberto Alesina, @ArmMiano und @S_Stantcheva untersuchen die Präferenzen der autochthonen Bevölkerung für Umverteilung in Deutschland, Frankreich, Italien, UK, USA und Schweden. Speziell wollen sie testen, ob diese kausal mit dem Thema Migration zusammenhängen. 2/8
— Momentum Institut (@mom_inst)
10:19 AM • Aug 11, 2021
#Lesetipp
Während Hunderttausende in der Corona-Pandemie Einkommenseinbußen hinnehmen mussten, werden die wenigen Reichen immer reicher. Vermögens- oder Erbschaftssteuern gibt es in Österreich noch immer keine. Im Standard entkräftet Finanzwirtschafts-Experte Mario Hübler gängige Vorurteile gegen die Besteuerung von Vermögen.
Wirtschaftsverbände und liberale Denkfabriken warnen vor der Einführung einer Vermögenssteuer. Doch sind die Warnungen berechtigt?
#Momentum in den Medien
Das Corona-Testangebot ist teuer – um ein Vielfaches teurer wird es allerdings, wenn man durch fehlende Tests den Überblick über das Infektionsgeschehen verliert und im schlimmsten Fall einen Lockdown riskiert. Das erklärt der Chefökonom des Momentum Instituts Oliver Picek in den Servus Nachrichten auf Servus TV.
Long-Covid verursacht erhebliche Kosten für das Gesundheitssystem: Hochgerechnet leiden rd. 72.000 Personen in Österreich an Langzeitfolgen, sagt Momentum-Ökonomin Lisa Hanzl im Kurier. Dadurch entstehen Kosten von fast einer halben Milliarde Euro pro Jahr.
Umwidmungen bringen extreme Gewinne für Grundbesitzer:innen. "Dabei entstehen diese enormen Wertsteigerungen durch die öffentliche Hand, und sie erzeugen dort auch Kosten", sagt Raumplanerin Laura Sidonia Mayr im "Standard". In einem Momentum-Policy Brief analyisiert sie, wie eine Mehrwertausgabe ausgleichend wirken könnte.
#Termine
Donnerstag, 19.8., 19.00-20.30 Uhr: Kepler Salon Extern: Digitaler Humanismus. In Kooperation mit der OÖ. Landesausstellung. Steyr, Details
Freitag, 20.-22.8.: Feminist Climate Ambassadors Summer School (The Green European Foundation (GEF) and Green Economics Institute (GEI). Online, Anmeldung