Arbeitslosengeld in Österreich ist besonders niedrig

Das österreichische Corona-Kurzarbeitsmodell wird zurecht gelobt für seine hohe Nettoersatzrate von mindestens 80 und bis zu 90% des bisherigen Einkommens. Die "Nettoersatzrate" misst die Höhe des Arbeitslosengeldes als Teil des vorherigen Nettoeinkommens. Sie ist in Österreich im internationalen Vergleich mit 55% dagegen besonders niedrig.

Wie die am Mittwoch veröffentlichten Arbeitslosenzahlen zeigen, greift die Kurzarbeit bisher nur unzureichend. Die Krise führte zu mehr als 193.543 neuen Arbeitslosen im Vergleich zum Vorjahresmonat, insgesamt ist die Arbeitslosigkeit mit 562.522 Menschen auf einem Rekordhoch. Durch die Diskrepanz in den Nettoersatzraten werden die schlechter verdienenden Arbeitslosen in Gastronomie, Tourismus und Bau schlechter gestellt als ihre KollegInnen in der Kurzarbeit. Österreich sollte sich daher Island zum Vorbild nehmen und die Nettoersatzrate für Arbeitslose der Kurzarbeitsrate angleichen.

Die ganze Analyse zu den aktuellen Arbeitslosenzahlen:

Die offiziellen Arbeitsmarktzahlen für März zeigen, was sich seit Beginn der Coronakrise bereits angekündigt hatte. Die Arbeitslosenzahlen explodieren: Noch nie war der Zuwachs an Arbeitslosen im Vergleich zum Vormonat so hoch und erstmals in der 2. Republik gibt es mit 562.522 mehr als eine halbe Million Arbeitslose und SchulungsteilnehmerInnen.

#Aufgefangen

Das Momentum Institut empfiehlt ein Corona-Ausgleichsgeld. Das kann helfen, soziale Härten abzumildern. Außerdem fließt so mehr Geld in den privaten Konsum - eine Stütze für die Konjunktur. Mehr dazu im Policy Brief.

#Abgebaut

In ganz Europa sinkt die Zahl der Krankenhausbetten. Österreich liegt über dem EU-Durchschnitt, aber auch hier sinkt die Zahl. Die dramatischste Reduktion gab es in Italien, von sieben Betten im Jahr 1990 auf nur 2,62 pro 1000 EinwohnerInnen.

#Kommentiert

Wird nicht entschlossen gegengesteuert, bleibt uns ein großer Teil der Arbeitslosigkeit erhalten. Davor hat Chefökonom Oliver Picek am Montag in einem "Kommentar der anderen" im Standard gewarnt.

#Nachzusehen

Wer kann überhaupt ins Home Office, und wer arbeitet weiter auf der Baustelle? Barbara Blaha in der ORF1-"Dok1" zu den sozialen Folgen der Corona-Krise - der Ausschnitt auf YouTube oder die ganze Dokumentation in der ORF-TVThek (nur noch kurz).

#Termine

Donnerstag, 2. April, 19:30 Uhr: Covid-19, Big Data und Freiheitsrechte - wo geht die Reise hin? https://www.facebook.com/events/682895842457692/ Zoom-Link: https://zhdk.zoom.us/j/519195557

Donnerstag, 2. April, 21:45 Uhr: Corona-Notstand: Patient gerettet, Wirtschaft tot? TV-Diskussion u.a. mit Barbara Blaha, Sepp Schellhorn, Ernest Pichlbauer: Servus TV. https://www.servustv.com

Freitag, 3. April, 18:00 Uhr: Die menschenrechtswidrige Asylpolitik der EU: https://www.facebook.com/events/421185128735966/ Zoom-Link: https://zoom.us/j/393874541