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Corona-Hilfen im Check
Frauen erhalten aus den Corona-Hilfspaketen deutlich weniger als die Hälfte. Das zeigt eine Gender-Budgeting-Analyse von 18 dotierten Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen von 58 Milliarden Euro. Von den dotierten Budgets bis 2024 kommen nur 42% Frauen zugute. Frauen können zudem nur über 40% der Mittel entscheiden. Das bedeutet, dass Männer über 11 Milliarden Euro mehr entscheiden als Frauen, haben die Momentum-Ökonominnen Anna Hehenberger und Anna Pixer berechnet.
Betrachtet man die bisher verfügbaren Daten für 2020/2021 zu bereits bezahlten und genehmigten Staatshilfen in der Höhe von 26 Milliarden Euro, profitieren Frauen allgemein mit 43,5%. Die Entscheidungsmacht über die Gelder liegt für diese Gelder hingegen nur rund zu einem Drittel (36,2%) in Händen von Frauen.
„Die Ergebnisse sind umso bedauerlicher, weil Frauen nicht nur ohnehin in einer schwächeren sozioökonomischen Positionsind, sondern auch noch durch die Corona-Krise besonders hart getroffen wurden“, erläutert Barbara Blaha, Leiterin des Momentum Instituts.
Die Forscherinnen empfehlen ein bewusstes Gegensteuern. So seien etwa geringfügig Beschäftigte oft weiblich und gleichzeitig von wichtigen Leistungen des Sozialstaates ausgenommen, sie erhalten weder Kurzarbeits- noch Arbeitslosengeld. Zukünftige Krisenmaßnahmen müssten auch diese Beschäftigungsgruppe berücksichtigen. Dazu benötigt es aktuelle, wiederkehrende Datenerhebungen unter Gender-Gesichtspunkten, die frei zur Verfügung gestellt werden müssen.
#1 Jahr Corona
Von den Corona-Wirtschaftshilfen profitiert größtenteils der Unternehmenssektor. Er erhält rund 6 von 10 Euro aus den Corona-Geldern. Aber wer finanziert die Hilfen? Fast 8 von 10 Krisen-Euro bezahlen ArbeitnehmerInnen, Selbstständige und KonsumentInnen.
#Schläfriges Österreich
Die EU hat im Mai das größte Wiederaufbau-Paket der Wirtschaft in ihrer Geschichte beschlossen. 390 Milliarden Euro, damit der Blutkreislauf der Wirtschaft wieder in die Gänge kommt. Ohne Rückzahlung. Um das Geld abzurufen, müssen die Mitgliedstaaten nur einen Plan vorlegen. Wer ist säumig? Ausgerechnet Österreich, erklärt Barbara Blaha in ihrer aktuellen Video-Kolumne.
#Paper der Woche
Warum verdienen Frauen weniger als Männer? Fragen sie einfach seltener um eine Gehaltserhöhung? Unser Paper der Woche geht der Frage nach, ob sich der Gender Pay Gap mit unserem Verhalten erklären lässt. Die Lohnlücke ergibt sich nicht allein durch Teilzeitarbeit oder die geringere Bezahlung frauendominierter Branchen. Die Ergebnisse zeigen, dass Frauen seltener um eine Gehaltserhöhung oder Beförderung bitten – weil sie häufiger in Teilzeit arbeiten. Denn auch teilzeitbeschäftigte Männer fragen seltener um eine Gehaltserhöhung.
Zusätzlich sind die Erfolgsquoten unterschiedlich: Die Tatsache, eine Frau zu sein, senkt die Wahrscheinlichkeit eine Gehaltserhöhung zu bekommen um ein Viertel. Aus „women don’t ask“ wird also „women don’t get“.
Do Women Ask? - Artz - 2018 - Industrial Relations: A Journal of Economy and Society - Wiley Online Library — onlinelibrary.wiley.com
Females typically earn less than males. The reasons are not fully understood. This paper re‐examines the idea that women “don't ask,” which potentially assigns part of the responsibility for the ge...
#Momentum in den Medien
Oft wird vor der drohenden Inflation gewarnt - davor sollten uns allerdings keine Sorgen machen, schreibt Barbara Blaha in einem Gastkommentar im "Kurier". Wenn wir statt über die dringendsten Probleme - die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und die Klimakrise - über Inflationsgespenster sprechen, tun wir unserem Wohlstand keinen Gefallen.
In der "Wiener Zeitung" argumentiert Momentum-Ökonom Joel Tölgyes für einen öffentlichen Investitionssprint. Denn das staatliche Finanzierungsumfeld war noch nie besser.
In einer APA-Meldung zum Weltfrauentag wird auch auf die Momentum-Untersuchung der Corona-Hilfspakete hingewiesen. Zu lesen u.a. auf kurier.at.
In Österreich fehlt es jedoch an einer spezialisierten Behörde zur Pandemiebekämpfung auf Bundesebene. Und auf Landes- und Bundesebene ist fehlende Erfahrung mit Datenaustausch und -freigabe ein Problem, kritisiert Leonhard Dobusch, wissenschaftlicher Leiter des Momentum Instituts in einem Interview mit der "Dolomitenstadt".
#Termine
Sonntag, 12.00 Uhr: In der ORF-Sendung "Hohes Haus" geht es um den Weltfrauentag, im Beitrag auch mit Barbara Blaha. ORF2.
Dienstag, 18.30 Uhr: Soziale Sicherung zwischen Jobgarantie und Grundeinkommen. Diskussion u.a. mit Barbara Prainsack, Mitglied des Advisory Boards des Momentum Instituts. Online.