Einmalzahlung: Hälfte aller Corona-Arbeitslosen erhalten nichts

Auf Basis der AMS-Daten hat das Momentum Institut berechnet: Von allen geschätzt 740.000 Arbeitslosen und Schulungs-TeilnehmerInnen, die zwischen März und August Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe bezogen, erhalten nur rund 370.000 Personen die Einmalzahlung in Höhe von EUR 450. Die Zahlung erfasst 5 von 10 Betroffenen nicht, da sie entweder unter 60 Tage lang arbeitslos waren oder ihre Arbeitslosigkeit nicht in den Berechnungszeitraum fällt, der nur den Zeitraum zwischen Mai und August umfasst. Fast die Hälfte aller, die während bzw. wegen der Corona-Krise arbeitslos waren, erhalten nichts.

Die Anti-Krisen-Maßnahmen der Bundesregierung bringen im September Auszahlungen von fast 2 Mrd. Euro. Der Löwenanteil entfällt mit 1,12 Mrd. Euro auf die vorgezogene Lohnsteuersenkung.

Von allen Transfers profitieren in erster Linie BesserverdienerInnen, untere Einkommen dagegen kaum. Auf Monatsbasis erhalten Menschen mit einem gewichteten Nettoeinkommen bis zu 1.150 Euro lediglich 14 Euro zusätzlich, den Großteil davon einmalig. Am anderen Ende der Einkommensskala sind es immerhin 41 Euro, die pro Monat mehr übrig bleiben - fast 30 Euro davon dauerhaft über eine geringere Lohnsteuer.

#Corona-Teilzeit

Die 253.000 in Österreich erwerbstätigen Frauen mit Kindern bis 14 Jahren reduzierten heuer ihre Wochenarbeitszeit durch die Corona-bedingten Schulschließungen um durchschnittlich 9,6 Stunden.

Die Ökonomin Miriam Rehm plädiert in Vorbereitung auf einen schwierigen Schulherbst für eine Corona-Teilzeit. Bei einer Reduktion der Arbeitszeit um 20% 10% des Lohnentgangs von den ArbeitnehmerInnen, 5% von den ArbeitgeberInnen und 5% aus Steuermitteln getragen werden.

Ein Recht auf Elternteilzeit bei vollem Lohnausgleich und weitere Maßnahmen sind in unserem Policy brief detailliert dargestellt.

Zigtausende Eltern sind ab Montag mit Beruf und drohenden Schulschließungen einer Doppelbelastung ausgesetzt. Eine Corona-Elternteilzeit und Rechtsanspruch auf Sonderurlaub für berufstätige Eltern wären hilfreich.

#Momentum in den Medien

Die geplante fiktive Verzinsung von Eigenkapital ist vor allem ein Steuergeschenk an Großkonzerne, argumentiert Barbara Blaha in einem Gastkommentar für die Wiener Zeitung.

Die geplante fiktive Verzinsung von Eigenkapital nützt krisengeschüttelten kleinen und mittleren Unternehmen wenig.

In der aktuelle Debatte um eine Verkürzung der Arbeitszeit kam Chefökonom Oliver Picek mit seinem Plädoyer für die 35-Stunden-Woche nach französischem Vorbild zu Wort.

Momentum-Chefökonom Oliver Picek sieht die 35-Stunden-Woche in Frankreich positiv.

#Sommerlektüre

Unser Buch-Tipp für die Ferienzeit: In seinem Opus Magnum analysiert Ökonom Stephan Schulmeister Denkgebäude und Ökonomie des Neoliberalismus. Warum und wie der Finanzkapitalismus überwunden werden muss, steht im Fokus.

Von Stephan Schulmeister

#Termine

9. September, 16:00 Uhr: Moritz Schularick (Universität Bonn) über "Modigliani meets Minsky: Inequality, Debt and Financial Fragility in America, 1950-2016", JKU Linz, Online-Forschungsseminar

4. September, 9:00 Uhr: "The global impact of artificial intelligence across industries: law & policy". Online-Konferenz der Kingston University London.