Größter Reallohnverlust seit Jahrzehnten droht

Durch die starke Teuerung können sich Menschen mit demselben Lohn immer weniger leisten. Knapp vier Prozent Reallohnverlust wird für 2022 im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Damit droht den unselbstständig Beschäftigten in Österreich der größte Kaufkraftverlust seit über 60 Jahren.

Zum letzten größeren Reallohnverlust kam es während der Finanzkrise im Jahr 2011. Doch selbst damals betrug der Verlust nur ein Viertel des heurigen. In den 1970ern verhandelten die Sozialpartner in Zeiten hoher Inflation dennoch Lohnabschlüsse über der Inflationsrate. Die Kaufkraft der Arbeitnehmer:innen stieg damals jedes Jahr weiter und stärker als in den vergangenen Jahren. Von 1960 bis 1990 sanken die Reallöhne nur ein einziges Mal. Ab 1991 gab es hingegen einschließlich 2022 neun Jahre, in denen die Kaufkraft der Löhne sank. Der sinkende Reallohn derzeit ist die Folge der rapide steigenden Inflation, die den Lohnabschluss des letzten Jahres überflügelt hat. Ohne Gehaltserhöhung droht nächstes Jahr ein mindestens ebenso deutlicher, wenn nicht sogar noch größerer Kaufkraftverlust für Beschäftigte.

#Soziales Netz

Die Mindestsicherung (jetzt Sozialhilfe) ist das letzte Sicherheitsnetz für Menschen in Österreich. Mehr als 70.000 Kinder leben in Österreich mit Mindestsicherung. Wer noch? Arbeitende, die zu wenig verdienen, ältere Menschen, deren Pension nicht fürs tägliche Leben reicht oder arbeitslose Menschen, deren Arbeitslosengeld extrem gering ausfällt. Viele Menschen sind trotz Erwerbstätigkeit, trotz anderer Sozialleistungen auf die Mindestsicherung angewiesen.

Insgesamt sind 199.173 Menschen in Österreich auf die Mindestsicherung (jetzt Sozialhilfe) angewiesen. Sie hilft vor allem dort, wo das Geld trotz anderer Einkommen nicht zum Leben reicht.

#Paper der Woche

Weniger Arbeit, höhere Produktivität – geht das zusammen? Im #PaperderWoche geht es diesmal um Arbeitszeitverkürzung. Guðmundur Haraldsson und Jack Kellam analysieren, wie sich zwei Versuche mit reduzierten Arbeitszeiten in Island auf Beschäftigte auswirken. Momentum-Ökonomin Peri Eraslan fasst die Ergebnisse zusammen. Das Paper zum Nachlesen gibt es hier.

#Momentum in den Medien

Energie ist ein absolutes Grundbedürfnis. Fragen des Überlebens, der Grundbedürfnisse dürfen wir nicht dem Markt überlassen. Wir sehen gerade, wie das Wirtschaft, Industrie und hunderttausende Existenzen gefährdet. Energie braucht mehr Lenkung, mehr staatliche Kontrolle, sagt Barbara Blaha bei ORF-"Im Zentrum". Bremsen sollten wir die Preise nicht nur beim Strom, sondern auch beim Heizen, beim Wohnen und den Lebensmitteln, schreibt Blaha im Gastkommentar in der Kleinen Zeitung.

Bei den Corona-Hilfen kam es zu massiven Überförderungen von Unternehmen. Um in der Energiekrise nicht die gleichen Fehler zu machen, empfiehlt Blaha bei ORF-"Eco" bei zukünftigen Hilfszahlungen eine Rückzahlungsklausel einzubauen.

Die Strompreisbreme ist die erste Maßahme der Regierung, die Preise direkt senkt. An ein paar Schrauben müsste man noch drehen: Die soziale Staffelung fehlt, der Energiesparanreiz ist zu klein und als Gegenfinanzierung wäre eine Übergewinnsteuer sinnvoll. Dazu Momentum-Ökonom Jakob Sturn im Puls24-Interview. Warum die automatische Abgeltung der kalten Progression als Entlastungsmaßnahme ungeeignet ist, erklärt Sturn in der Momentum-Kolumne bei ZackZack.

Die Reallöhne dürften heuer drastisch sinken, zeigt eine Auswertung des Momentum Instituts. Darüber berichten unter anderem die Krone, die Salzburger Nachrichten und die Presse. In den ServusTV-Nachrichten erklärt Momentum Ökonom Alexander Huber, warum in Österreich die Löhne den Preisen folgen, nicht umgekehrt.