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Höhere Löhne statt "Mangelberufe"
Die Zahl sogenannter Mangelberufe, für die Unternehmen auch außerhalb der EU Arbeitskräfte rekrutieren dürfen, hat sich seit 2016 fast verfünfzehnfacht, zeigt eine aktuelle Auswertung des Momentum Instituts. Für 2022 hat der Arbeitsminister nun 118 Berufe auf die Liste gesetzt, darunter Tischler:innen, Installateur:innen, Köch:innen und Dachdecker:innen. 2016 waren es acht Berufe. Eine Analyse von Arbeitsmarktdaten zeigt zudem, dass unter den Mangelberufen besonders hohe Anteile von Leiharbeit und saisonalen Kündigungen vorliegen.
Österreichische Betriebe haben die Möglichkeit, aus dem gesamten Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) Arbeitskräfte einzustellen, einer Region mit mehr als 500 Millionen Einwohner:innen von Portugal bis Bulgarien. „In vielen dieser Länder ist das generelle Lohnniveau deutlich niedriger als in Österreich. Finden Betriebe selbst dort niemanden mehr für ihre Jobangebote, so müssten sie diese eigentlich nachbessern. Sie könnten Löhne erhöhen oder Arbeitsbedingungen verbessern. Das wäre die erwartbare Reaktion“, erläutert Momentum-Arbeitsmarktökonom Mattias Muckenhuber. Hilfreich sein könnten ganzjährige Beschäftigungsmodelle oder familienfreundliche Arbeitszeitmodelle für die Beschäftigten. Das kann Fachkräfte motivieren, sich für Mangelberufe zu bewerben oder in ihren ursprünglich gelernten Beruf zurückzukehren.
Eine Ausweitung der Mangelberufe ändert hingegen die Spielregeln. Weil Betriebe Arbeitskräfte aus Drittstaaten mit noch niedrigerem Lohnniveau anwerben können, behindert die Mangelberufsliste die notwendigen Anpassungen auf dem Arbeitsmarkt.
Das Bundesministerium für Arbeit veröffentlicht jedes Jahr gegen Jahresende die Fachkräfteverordnung, mit der die sogenannten Mangelberufe für das nächste Jahr festgelegt werden.
#Corona kostet Spitäler eine Million pro Tag
Die Corona-Pandemie hat bisher Spitalskosten von 672 Mio. Euro verursacht, durchschschnittlich eine Million Euro pro Tag. Dabei sind Mehrkosten für COVID-Sicherheitsmaßnahmen, Isolationseinheiten etc. ebenso wie andere Folgekosten, etwa aufgrund der Verschiebung notwendiger Operationen, aufgrund mangelnder Daten noch nicht einberechnet. Ein internationaler Vergleich zeigt auch: je höher die Impfquote, desto weniger Menschen müssen ins Krankenhaus.
Die Impfung hilft vor allem gegen schwere Krankheitsverläufe und minimiert somit die Anzahl der stationär und intensivbehandelten Corona-Patient:innen.
#Paper der Woche
Führen steigende Hauspreise zu einer stärkeren Unterstützung von Umverteilung und staatlichen Eingriffen in den Wohnungsmarkt? Im Allgemeinen eher nicht, zeigt unser aktuelles Paper der Woche. Die Autor:innen untersuchen den Zusammenhang zwischen der Erschwinglichkeit von Wohnraum, Umverteilung und staatlichen Eingriffen in den Häusermarkt (z.B. zusätzlicher Wohnungsbau, Zuschüsse) mit ökonometrischen Methoden in 11 europäischen Ländern.
Die europäischen Staaten könnten in einem sich selbst verstärkenden Mechanismus gefangen sein: Die Nutznießer:innen von steigenden Preisen wählen eher Gegner:innen von umverteilenden Maßnahmen. Rechte Parteien profitieren, die Preise steigen weiter an. Die divergierenden Interessen auf dem Wohnungsmarkt könnten also einen Teil der Polarisierung in den europäischen Staaten erklären.
#Momentum in den Medien
Wen die Inflation besonders stark trifft, darüber sprach Momentum-Ökonom Alexander W. Huber mit "Zackzack". Der deutsche Ökonomieblog "Makronom" untersucht das Schreckgespenst der Lohn-Preis-Spirale und erwähnt dabei auch eine Untersuchung des Momentum Instituts.
"Es ist eine politische Entscheidung, dass wir nichts gegen Armut tun", sagt Momentum-Leiterin Barbara Blaha im Interview mit dem Magazin Kontrast.
#In eigener Sache
Der nächste wöchentliche Newsletter erscheint am 13. Jänner 2022. Wir wünschen schöne Feiertage und ein frohes neues Jahr!