Hohe Wohnkosten reduzieren Einkommen drastisch

Wer zur Miete wohnt, kann den steigenden Kosten für Wohnen und Energie nicht ausweichen. Gerade für Haushalte mit niedrigen Einkommen bleibt kaum Geld übrig, um andere Dinge zu bezahlen. Im untersten Einkommenszehntel reduzieren Kosten für Miete, Betriebskosten, Energie oder Instandhaltung das verfügbare Haushaltseinkommen um 81 Prozent. Das zeigt eine neue Analyse des Momentum Instituts.

Gerade die Wohnkosten feuern die Teuerung weiter an. Die privaten Mieten stiegen seit 2010 doppelt so schnell wie das allgemeine Preisniveau. Mieten haben gleichzeitig ein hohes Gewicht im Verbraucherpreisindex. Steigen sie, treibt das die Inflation. Die ist wiederum Grundlage für die nächste Mietpreisanpassung – ein sich selbst verstärkender Kreislauf.

#Abschaffung der Kalten Progression hilft niedrigen Einkommen kaum

Die automatische Abgeltung der Kalten Progression wird aktuell als Maßnahme gegen die Teuerung diskutiert. Zur Unterstützung von Haushalten mit niedrigen Einkommen, die von der Teuerung am stärksten getroffen werden, ist sie allerdings nicht treffsicher genug, zeigt eine Studie des Momentum Instituts. Besser geeignet wäre die Anhebung der Verkehrs- und Pensionistenabsetzbeträge.

#Sozialleistungen verlieren an Wert

Haushalte mit niedrigen Einkommen sind besonders stark von der Teuerung betroffen und oft auf Sozialleistungen angewiesen. Aber diese verlieren aktuell drastisch an Kaufkraft: Im Mai 2022 waren Familienbeihilfe und Wohnbeihilfe fast acht Prozent weniger wert als im Mai des Vorjahres. Die Kaufkraft der Familien- bzw. Wohnbeihilfe verringerte sich für eine Familie mit zwei Kindern um 109 Euro bzw. 80 Euro allein im letzten Jahr. Wer seit Mai 2021 ohne Job ist, verlor durch den Fall in die Notstandshilfe sowie die Teuerung sogar 760 Euro.

#Paper der Woche

Im #PaperderWoche geht es diesmal um die Kalte Progression. Stefan Humer und Mathias Moser zeigen: Durch ihre Abgeltung werden manche unter-, andere überkompensiert. Denn die Teuerung – und damit die Kalte Progression – ist nicht für alle gleich. Das Paper zum Nachlesen gibt es hier.

#Lesetipp

Steigt die Inflation, nehmen auch Warnungen vor einer angeblich drohenden „Lohn-Preis-Spirale“ zu. Warum diese Warnungen im aktuellen Umfeld ein wirtschaftspolitisches Eigentor sind, schreibt Philipp Heimberger, Ökonom am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, im Handelsblatt.

Lohnsteigerungen sind niedriger als Inflation. Warnungen vor inflationstreibenden Gehaltserhöhungen sind kontraproduktiv, meint Philipp Heimberger.

#Momentum in den Medien

Sozialleistungen verlieren durch die Inflation deutlich an Wert. Das war schon vor der akuten Teuerung ein Problem. Den Wertverlust sollten wir ausgleichen und Sozialleistungen in Zukunft regelmäßig an die Teuerung anpassen, sagt Momentum-Ökonom Joel Tölgyes im Interview mit ATV-"Aktuell". Welche Maßnahmen im Kampf gegen die Teuerung geeignet sind und welche nicht, hat die Kronen Zeitung bei Tölgyes nachgefragt.

Bei den Pensionen sollte man auf die Mindestpension fokussieren: Sie ist in ihrer derzeitigen Höhe nicht armutsfest, sagt Momentum-Ökonom Alexander Huber im "Puls4"-Interview.

Finanzieren könnte man höhere Sozialleistungen zum Teil über eine Erbschaftssteuer. Vererbt wird vor allem nach oben, kritisiert Barbara Blaha im Gastkommentar in der Kleinen Zeitung. Mehr als jeder zweite Erbschafts-Euro landet bei den obersten zehn Prozent der Haushalte. Um die Erbschaftssteuer geht es auch in der ZackZack-Kolumne des Momentum Instituts, diesmal von Momentum-Ökonomin Marie Hasdenteufel.

Wie so oft in diesem Land steht bei den größten Baustellen alles still – auch bei der Kinderbetreuung, schreibt Momentum Ökonomin Sophie Achleitner im Gastkommentar in der Wiener Zeitung. Die vermeintliche Kindergarten-Milliarde wird daran nichts ändern. Liest man das Kleingedruckte, erkennt man: Sie ist eine Mogelpackung.

#Termine

Mittwoch, 15. Juni, 15.00–17.00 Uhr: IHS book presentation and panel discussion: The Future of Automobility. Wien, Anmeldung

Bis Dienstag, 21. Juni: Crossroads – Festival für Dokumentarfilm und Diskurs. 9. & 10. Juni: Schwerpunkt Climate Justice. Graz, Programm