Jede/r zweite Arbeitslose erhält weniger als 978 Euro

Am Freitag, 30. April ist der Tag der Arbeitslosen. Anders als in „normalen“ Jahren bekommen Arbeitslose in der Corona-Krise verstärkt Aufmerksamkeit.

Daten des AMS für die Arbeitslosen 2020 belegen die Verteilung des Einkommens vor der Arbeitslosigkeit, das zur Berechnung der Arbeitslosenleistungen herangezogen wird. Die Hälfte der Arbeitslosen im Jahr 2020 verdiente vor ihrer Arbeitslosigkeit weniger als 1.975 Euro pro Monat brutto. Im Vergleich: Die Hälfte aller unselbständig Erwerbstätigen verdiente 2019 weniger als 2.165 Euro pro Monat.

Die Corona-Krise hat auch viele Normal- und Besserverdienende arbeitslos gemacht. Arbeitslosigkeit ist verstärkt in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Arbeitslosenleistungen des AMS, die die Arbeitslosen im Jahr 2020 bekommen haben, sind aber immer noch sehr niedrig. So bekommt die Hälfte der Arbeitslosen nur 978 Euro netto pro Monat (12 Mal im Jahr), nur ein Zehntel bekommt über 1.325 Euro netto pro Monat. Im Gegensatz dazu betrug das mittlere Nettogehalt der unselbständigen Beschäftigten im Jahr 2019 1.880 Euro netto pro Monat (12 Mal im Jahr, Sonderzahlungen eingerechnet). Das Arbeitslosengeld liegt dabei oft am oder unter dem Existenzminimum.

Betrachtet man die Arbeitslosenleistungen nach Branche zeigt sich: In fast allen Branchen gibt es einen Gender Gap. Die Ursachen dafür liegen schon in der Einkommenslücke am Arbeitsmarkt. Die höhere Teilzeitquote der Frauen und ihre geringere Entlohnung sorgt auch im Fall von Arbeitslosigkeit für ein geringeres Einkommen.

Arbeitslosigkeit ist nicht mehr so stark nur ein Phänomen, das Menschen mit geringem Einkommen betrifft, wie Auswertungen des Momentum Instituts zeigen.

#Working Poor mit Migrationshintergrund

Die neuen EU-Daten zu Haushaltseinkommen und Armut sind da, Momentum-Ökonomin Anna Hehenberger hat einen Blick darauf geworfen: Die Einkommensdaten basieren auf 2019, der Beobachtungszeitraum endete mit Juli 2020. Daher sind die (vollen) Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht abzulesen. Trotzdem lassen sich ein paar Schlüsse ziehen:

  • Schon vor der Corona-Krise wurden die reichsten Haushalte deutlich einkommensstärker: Sie konnten ihr Jahresnettoeinkommen 2019 um rund EUR 2.550 erhöhen.

  • Vor allem Menschen, die ihre Wohnung mieten, sind stärker armutsgefährdet sind als andere. Die Zahl der Personen, die sich in einem sonstigen Mietverhältnis befinden, nahm im Vergleich zu 2019 um fast 50.000 Personen zu.

  • Menschen, die länger als 6 Monate erwerbstätig waren und trotzdem armutsgefährdet sind, werden von Eurostat als „Working Poor“ definiert. In Österreich trifft das vor allem Menschen mit Migrationshintergrund.

#Paper der Woche

Dieses Mal hat sich Momentum-Ökonom Joel Tölgyes im #PaperderWoche angesehen, wie wir unsere Klimaziele erreichen können. Costa et al. zeigen, dass wir uns nicht nur auf den technologischen Wandel verlassen sollten. Auch Verhaltensänderungen spielen eine wichtige Rolle. Costa et al. haben mithilfe von EUCalc, einem Emissionsrechner der EU-Kommission, drei verschiedene Szenarien auf ihr THG-Einsparungspotenzial auf EU-Ebene untersucht: 1) Ehrgeiziger technologischer Wandel, 2) Ehrgeizige Verhaltensänderungen, 3) Kombination aus beiden. Das Tech-Szenario allein würde zur THG-Neutralität im Jahr 2050 reichen, während dies beim Life-Szenario nicht der Fall wäre. Setzt man sowohl auf technologischen Fortschritt als auch auf eine Änderung im Konsumverhalten, so wäre THG-Neutralität bereits 2040 erreicht.

Die Ergebnisse zeigen, dass ein smarteres und neu ausgerichtetes Konsumverhalten für unsere Umwelt – und damit auch unseren Wohlstand – wichtig wäre. Sich nur auf den technologischen Wandel zu verlassen wäre risikobehaftet und würde wichtige Chancen verspielen.

#Momentum in den Medien

Momentum-Chefökonom Oliver Picek erklärt im PULS24-Interview, warum der Comeback-Plan der Regierung viel zu wenig ist, um den Comeback-Turbo zu zünden und wodurch der Impfrückstand in Österreich zustande kommt.

Ist eine Öffnung unerlässlich? „Klar ist, dass jeder politische Schritt nicht nur die Wirtschaft im Kopf haben kann, sondern auch die Gesundheit der Menschen sehen muss“, sagt Barbara Blaha in der PULS24-Diskussion mit "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak.

Leonhard Dobusch, Wirtschaftsprofessor und wissenschaftlicher Leiter des Momentum Instituts, ist der Frage nachgegangen, wie viel Risiko in Rene Benkos Geschäft steckt. Er kommt auch in der ARD-Doku "Der Kaufhauskönig" zu Wort, die noch einige Tage in der ARD-Mediathek zu sehen ist.

Eine Diskussion über unseren Konsum ist keine Einwegstraße des Wohlstandsverlusts, argumentiert Momentum-Ökonom Joel Tölgyes in einem Gastkommentar in der "Presse". Es gehe im Gegenteil darum, den Wohlstand unserer Gesellschaft zu maximieren, ohne die natürlichen Grenzen unserer Umwelt zu überschreiten.

#Du bist der Unterschied

Die Corona-Krise trifft viele Menschen hart. Gerade jetzt ist es wichtig, dass Politik und Medien auf die Vielen nicht vergessen, die es sich nicht richten können. Damit das nicht passiert, haben wir das Momentum Institut gegründet. Wir sind unabhängig von Großkonzernen, Regierungsinseraten, Banken oder Milliardären. Wir sind aber abhängig von den Vielen - von der Unterstützung von Menschen wie dir. Wenn du unsere Arbeit wichtig und gut findest und es dir leisten kannst, würde uns eine Spende sehr freuen, motivieren und helfen. Jeder noch so kleine Betrag macht einen Unterschied.

#Termine

Freitag, 30.4., 10.00-12.00 Uhr: “The ECB's Monetary Policy Strategy Review - An Overview of the Issues” mit Frank Smets, Director General Economics, European Central Bank. Anmeldung: [email protected]

Freitag, 30.4., 17.00 Uhr: Arbeit mit Zukunft. Judith Pühringer in Diskussion mit Soziologin und Feministin Frigga Haug. Anmeldung

Montag, 3.5., 17.30-19.30 Uhr: Macht COVID-19 Europa ungleicher? Online-Podiumsdiskussion

Dienstag, 4.5., 20.00-22.00 Uhr: Karl Polanyi-Society: Incinerating nature: Why global warming is baked into capitalist society, mit Nancy Fraser. Online

Donnerstag, 6.5., 18.00-20.00: BEIGEWUM: Grüner Stahl und E-Autos: Industriepolitik für Klima und Menschen? Online