Jobs für Ukrainer:innen: Viel Interesse, wenig Lohn

Rund 57.000 ukrainische Geflüchtete sind bereits in Österreich registriert, 80 Prozent davon Frauen, viele mit Kindern. Das Interesse an Arbeitskräften aus der Ukraine ist hoch, besonders in der Gastronomie und den Tourismusregionen. Die angebotenen Löhne sind niedrig, zeigt eine Auswertung der AMS-Jobinserate. Vor allem in der Gastronomie werden zahlreiche Jobs auch kollektivvertraglich falsch eingestuft.

Das Momentum Institut hat alle rund 1.500 Stellen der AMS-Jobplattform „Alle Jobs“ analysiert, die sich spezifisch auch an Ukrainer:innen richten. Am häufigsten werden derzeit Restaurantfachmänner/-frauen, Köche/Köchinnen, Küchenhilfskräfte und Raumpfleger:innen gesucht.

Trotz des beklagten Personalmangels in diesen Berufen werden die meisten Jobs im unteren Lohnsegment angeboten: Mehr als jede zweite Vollzeitstelle (56 Prozent) ist zu einem Monatsgehalt von unter EUR 1.800 brutto ausgeschrieben, fast jeder Vierte unter EUR 1.600. Ein Problem sind falsche Einstufungen laut Kollektivvertrag.

Eine Auswertung aller Job-Angebote des AMS für Ukrainer:innen zeigt: Österreichische Unternehmen bieten fast ausschließlich im Niedriglohnbereich Jobs an.

#Kündigungen auf Zeit

Eine teure Praxis österreichischer Betriebe ist die "Kündigung auf Zeit". Sie setzen bei etwas niedriger Auslastung Mitarbeiter:innen vor die Tür, nur um sie Tage, Wochen oder Monate später wieder zurückzuholen. Mit dem "Zwischenparken" beim AMS nutzen Unternehmen gezielt staatliche Absicherungen aus. Sie sparen sich den Lohn ihrer Beschäftigten und danach die Einschulung, können sie doch auf bereits erfahrenes Personal zurückgreifen.

Für die Allgemeinheit kommt das teuer: Etwa 500 Mio. Euro kostet uns das jährlich. Die Betroffenen erhalten in der Zeit der Arbeitslosigkeit nur 55 Prozent ihres vorherigen Nettolohns und zahlen keine SV-Beiträge. Das kann zu Altersarmut führen, denn ihr Pensionsanspruch ist damit deutlich geringer.

Die teure Praxis „Kündigungen auf Zeit“ kosten die Republik eine Menge Geld: Mit geschätzt 500 Mio. Euro pro Jahr belasten Unternehmen die Arbeitslosenversicherung.

#Paper der Woche

Wie sich Mindestlöhne auf Produktivität auswirken, hat Hyejin Ku anhand von Akkordarbeiter:innen in Florida untersucht. Warum das nicht immer positiv ist und was das für prekär Beschäftigte bedeutet, erklärt Momentum-Fellow Lisa Hanzl im #PaperderWoche. Das Paper zum Nachlesen gibt es hier.

#Moment Mal

Wir stecken mitten in der Klimakrise. Der Klimarat warnt im neuen IPCC-Bericht: Jetzt oder nie! Wir sind Lichtjahre von einer CO2-neutralen Welt entfernt. Wer Klimapolitik ernst meint, muss auch den extremen Reichtum bekämpfen. Das neue Moment Mal mit Barbara Blaha.

#Momentum in den Medien

Warum auch der Staat von den steigenden Energiepreisen profitiert, erklärt Momentum-Chefökonom Oliver Picek in der ORF-ZIB2. Die zusätzlichen Einnahmen sollten an jene gehen, die unter der Teuerung leiden – z. B. mit einem Preisdeckel auf den Energie-Grundbedarf und armutsfesten Sozialleistungen.

Die Coronahilfen haben den österreichischen Unternehmen durch die Krise geholfen, einigen sogar Gewinne subventioniert. Bei Arbeitnehmer:innen ist nur ein Bruchteil der Hilfen gelandet, obwohl sie aufgrund der Steuerstruktur den Großteil dazu beitragen, kritisiert Momentum-Ökonom Jakob Sturn in „Salzburg Heute“. Auch auf Länderebene waren die Coronahilfen unternehmens- und tourismuslastig, berichtet der "Standard" über eine Auswertung des Momentum Instituts.

Über die Aussichten und Hürden für geflüchtete Ukrainer:innen am Arbeitsmarkt schreibt die Kleine Zeitung und zitiert das Momentum Institut: Bei der Integration am Arbeitsmarkt müssen auch Wohn- und Kinderbetreuungsmöglichkeiten mitgedacht werden.

Wohnen wird seit Jahren teurer. Warum die Preise steigen und was die Politik dagegen tun könnte, darüber spricht Momentum-Ökonom Alexander Huber im Puls24-Interview.

#Termine

Dienstag, 19. April, 18.00-20.00 Uhr: SOAS University of London: COVID-19 and the democratization of housing. Online

Dienstag, 19. April, 13.30 Uhr: WIIW Panel Discussion: Russia’s invasion of Ukraine: assessment of the humanitarian, economic and political impact. Online, Anmeldung

Donnerstag, 21. April, 9.00-17.00 Uhr: JKU-Tagung: Klimaschutz konkret: Wie die Energie- und Mobilitätswende gelingen kann. Linz, Anmeldung