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Staatsgeld, Dividende, Jobabbau: Österreichs Konzerne im #ATX-Check
Mit Geschäftsberichten und ergänzenden Recherchen hat das Momentum Institut im ATX-Check herausgefunden, wie es Österreichs größten börsennotierten Konzernen geht. Die Antwort: besser, als man glauben würde. Zwar gingen die Ergebnisse im Krisenjahr 2020 zurück, insgesamt werden aber immer noch Milliardengewinne ausgewiesen. Besonders davon profitieren die Anteilseigner: EUR 4,2 Mrd. erhalten sie in den Jahren 2020 und 2021 allein als Dividenden. Kurssteigerungen durch Aktienrückkäufe sind da noch nicht eingerechnet.
Entgegen der positiven Entwicklung für Anteilseigner:innen zeigt die Auswertung der Personalstände der 17 ATX-Unternehmen im Jahr 2020, dass Österreichs größte Unternehmen während der Krise über 950 Jobs strichen.
Staatliche Hilfen: 4 Unternehmen setzten auf Kurzarbeit, 11 Unternehmen lassen sich mithilfe der Investitionsprämie Ausgaben vom Staat fördern. Genaue Details sind jedoch dünn gesät. Art und Ausmaß weden in Geschäftsberichten oft nicht ausgewiesen oder selbst auf Nachfrage nicht kommuniziert.
Die Autorinnen haben auch analysiert, wie viele Beteiligungen sich in Ländern mit niedrigen nominalen Steuersätzen befinden. 15 der 17 analysierten Unternehmen besitzen insgesamt 136 Töchter in Ländern mit einem nominalen Steuersatz von unter 10 Prozent. Zum Vergleich: die US-Regierung will nun einen globalen Mindest-Steuersatz von 15 Prozent.
Nach der Definition der NGO Oxfam hätte sich die Zahl der Töchter in Steuersümpfen sogar noch vermehrt - von 190 Töchterfirmen in 2019 auf 193 in 2020.
Das Momentum Institut empfiehlt:
Transparente, eindeutige Berichterstattung über den Erhalt öffentlicher Gelder in Jahresberichten
Für mehr Transparenz der Steuerpraktiken von international tätigen Konzernen ist die Veröffentlichung des „Country-by-country reporting“ notwendig
Instrumente wie umsatzorientierte Steuern oder Gesamtkonzernbesteuerung („Unitary Tax“), um gegen Steuervermeidung vorzugehen
ATX Unternehmen im Krisenjahr 2020: Dividenden, Coronahilfen, Steuersümpfe und Co. — www.momentum-institut.at
Wie gut sind Österreichs ATX-Unternehmen durch die Coronakrise gekommen? Wie viel an Dividenden haben ihre Aktionär:innen erhalten, haben sie Mitarbeiter:innen abgebaut oder Staatshilfen bezogen, haben sie immer noch Töchterfirmen in Steueroasen? Das Momentum Institut analysiert.
#Verteilungs-Check bei Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit
Corona-bedingte Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit betreffen die österreichischen Arbeitnehmer:innen nicht gleichermaßen. Unter den Arbeitslosen sind durchgehend rund 70 Prozent der unteren Hälfte der Einkommensverteilung zuzurechnen. Gerade jene, die ohnehin weniger als das mittlere Einkommen verdienten, sind von der Wirtschaftskrise besonders stark betroffen.
Ein ähnliches Bild zeigt ein Blick auf die Kurzarbeit: Schon im April 2020, zum Höchststand der krisenbedingten Kurzarbeit, kamen deutlich mehr Kurzarbeiter:innen aus der unteren Hälfte der Einkommensverteilung. Im letzten verfübaren Daten-Monat im Dezember 2020 waren mehr als 70% der Kurzarbeiter:innen Arbeitnehmer, die zuvor unterdurchschnittlich verdienten.
Durch die Öffnungen werden sich die Zahlen in den kommenden Wochen verbessern. Prognosen gehen jedoch davon aus, dass die Arbeitslosigkeit erst in mehreren Jahren zum Vorkrisenniveau zurückkehrt – es gibt also Handlungsbedarf: Der kommende Aufschwung müsse stark genug sein, um für Entspannung auf dem Arbeitsmarkt zu sorgen. Dafür brauche es ein ausreichend dimensioniertes Konjunkturpaket mit Job-Fokus. Vor allem im Bereich Langzeitarbeitslosigkeit wäre ergänzend öffentliche Beschäftigung sinnvoll, zur Stärkung der Nachfrage und zur sozialpolitischen Absicherung ein höheres Arbeitslosengeld.
#Paper der Woche
Die Pandemie hat unser Konsumverhalten durcheinandergewirbelt. Bei unveränderten Warenkörben, die die Basis für Inflationsberechnungen sind, führt das zu Über- und Unterschätzungen der Inflationsrate, zeigt unser aktuelles #PaperderWoche. Während in den USA die Ausgaben für Verkehr, Gastronomie und Freizeitaktivitäten einbrachen, gaben die Haushalte wesentlich mehr für Lebensmittel aus. In der Messung des Verbraucherpreisindex wurden diese Verschiebungen aber nicht berücksichtigt. Der Autor nutzt Daten zu Kreditkarten-Transaktionen, um die Änderungen im Konsumverhalten während der Pandemie zu erfassen. Die daraus resultierende „Covid-Inflation“ lag dabei vor allem in den ersten drei Pandemie-Monaten deutlich über der offiziellen US-Inflation.
Der Effekt komme auch nach der Gesundheitskrise zu tragen, daher werde die Inflation, im April in den USA mit 4% gemessen, nun wohl überschätzt.
Founded in 1920, the NBER is a private, non-profit, non-partisan organization dedicated to conducting economic research and to disseminating research findings among academics, public policy makers, and business professionals.
#Momentum in den Medien
Kann die expansive Geldpolitik zur Ungleichheit beitragen? Evidenz aus Schweden scheint das zu bestätigen. Auf die geldpolitische Bremse sollte man trotzdem nicht steigen, sagt Momentum-Chefökonom Picek im "Standard". Über die konkrete Ausgestaltung "lockerer" Geldpolitik könnte man aber durchaus diskutieren.
Wenn es um die Auslegung von Gesetzen und Verträgen geht, scheinen Politik und Unternehmen mit anderen Maßstäben zu messen, schreibt Barbara Blaha in der Kleinen Zeitung.
Die Wiener Zeitung berichtet darüber, wie es mit der Kurzarbeit weitergeht. Laut Momentum Institut "waren vor allem Menschen mit niedrigerem Einkommen in Kurzarbeit oder arbeitslos."
Die wirtschaftliche Erholung werde sich durch den zaghaften Comeback-Plan der Regierung deutlich verzögern, „einige Zehntausend werden dadurch dauerhaft arbeitslos bleiben“, sagt Oliver Picek in Arbeit&Wirtschaft zur Krisenpolitik. Momentum-Ökonomin Anna Hehenberger verweist darauf, dass bei der Krisenbewältigung "Frauen, ihre Beschäftigungsarten und Lebensrealitäten viel stärker mitgedacht werden" müssen, um durch die Corona-Krise verstärkten Ungleichheiten entgegenzuwirken.
#Termine
HEUTE Donnerstag, 27.5., 20.00 Uhr: Online-Diskussion "It's all about the money" u.a. mit Momentum-Fellow Lisa Hanzl. Kosmos Theater/Online.
Freitag, 28.5., 14.00-16.00 Uhr: Klimaschutz: Digitalisierung, ist das der „Gamechanger“ bezüglich Nachhaltigkeit? Online
Montag, 31.5., 18.15-20.15 Uhr: Climate Change Centre Austria-talk series: Moral Dimensions of Carbon Offsetting (Adriana Placani). Anmeldung
Dienstag, 1.6., 11.00-12.30 Uhr: Agora Energiewende-Webinar: Status Quo der Industrietransformation in Europa. Anmeldung
Dienstag, 1.6., 17.00-18.30 Uhr: The institutional experiences of migrants – presentation of research project “Lower Classes and Institutions – LOCI”. Online
Dienstag, 1.6., 17.00 Uhr: Kinder in pandemischer Gesellschaft. Wie armutsgefährdete Kinder die Pandemie erlebten. Online