Staatsschulden steigen - aber Zinsbelastung sinkt

Österreichs Staatsschuldenstand ist aufgrund der Corona-Krise deutlich gestiegen. Gemessen am BIP entspricht das etwa dem Schuldenstand nach der Finanzkrise 2008. Gleichzeitig sinken die Zinsausgaben gemessen am BIP seit Jahrzehnten. Statt über drei Prozent gab Österreich 2019 nur mehr 1,4 Prozent des BIPs für Zinszahlungen aus.

Die sinkenden Zinsausgaben liegen daran, dass die Neuverschuldung für den Staat immer günstiger wird. Daran hat sich nichts geändert – im Gegenteil, die Zinsen auf neu ausgegebene Staatsanleihen sanken in den negativen Bereich. Österreich wird zurzeit von seinen Gläubigern dafür bezahlt, Schulden zu machen. Die 2020 ausgegebenen Staatsanleihen führten zu einen Gewinn von rund EUR 37 Mio. allein im ersten Laufjahr, zeigen Berechnungen des Momentum Instituts. Dazu kommt die Inflation: Rechnet man die künftige Geldentwertung mit Inflationsraten von 1 bis 2 Prozent jährlich mit ein, wird der Gewinn über die Laufzeit der 2020 neu begebenen Anleihen (in Höhe von EUR 42 Mrd.) zwischen EUR 3,8 und 8,4 Mrd. betragen.

Zwar wird sich die Wirtschaft in den kommenden Jahren wieder erholen. Allerdings bedeutet das noch nicht, dass die Wirtschaftsleistung auf den alten Wachstumspfad zurückkehrt. Damit drohen permanente Verluste. Allein bis 2024 dürften so rund 113 Milliarden Euro an Wertschöpfung verloren gehen. Jedem/r ÖsterreicherIn entgehen damit mehr als EUR 12.700. Der Staat sollte daher mit öffentlichen Investitionen und Ausgaben Starthilfe zu geben und Verluste zu minimieren. Das Momentum Institut empfiehlt einen öffentlichen Investitions-Sprint.

Österreichs Staatsschuldenstand ist aufgrund der Corona-Krise deutlich gestiegen.

#Arbeitslosigkeit: Besser messen

"Arbeitslosigkeit deutlich gesunken": Solche Schlagzeilen kannst du heute und morgen lesen. Das AMS vergleicht die aktuellen Arbeitslosen-Zahlen für März nämlich wie üblich mit dem Vorjahresmonat. Das liefert schöne Zahlen für Arbeitsminister Martin Kocher, weil der Vergleich mit dem Lockdown-März 2020 die Gegenwart schöner darstellt, als sie ist. Sinnvoller ist der Vergleich indes mit dem März 2019 - einem vergleichbaren Monat vor der Pandemie.

Trotz zwischenzeitlicher Lockerungen gibt es in Österreich immer noch 90.000 Corona-Arbeitslose.

Explodiert ist auch die Zahl der Langzeit-Arbeitslosen: auf über 188.000 Menschen.

Der Blick auf die nächsten Monate ist durchwachsen: Wenn stärkere Beschränkungen notwendig werden, schlägt das auf den Arbeitsmarkt durch - neue Jobs sind kaum zu finden. Die Hälfte der Arbeitslosen erhält übrigens weniger als 927 Euro.

Erstmalige Analyse neuer AMS-Daten zeigt: 50 Prozent der Arbeitslosenversicherten beziehen Arbeitslosengeld oder Notstandshilfe unter 927 Euro pro Monat. Niedrigverdiener sind am stärksten von Arbeitslosigkeit betroffen.

#Paper der Woche

Was bewirkt eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes in Krisenzeiten? Unzweifelhaft verbessert es das Leben für die Betroffenen. Unser #PaperderWoche zeigt, unter welchen Umständen auch der Arbeitsmarkt von einer solchen Maßnahme profitiert. Die AutorInnen analysierten die Auswirkungen der “Federal Pandemic Unemployment Compensation” (FPUC) zwischen März und Juli 2020 auf offene Stellen und das Suchverhalten der Arbeitslosen in den USA. Wie die Studie zeigt, hatte das höhere ALG weder auf die Beschäftigung, noch auf die Zahl der offenen Stellen negative Auswirkungen. Der ArbeitgeberInnenseite brachte dies keine erschwerten Umstände bei der Rekrutierung.

During the COVID-19 pandemic, the Federal Pandemic Unemployment Compensation (FPUC) increased US unemployment benefits by $600 a week. Theory predicts that FPUC

#Prekäre Feldarbeit

Was wir essen, muss vorher jemand ernten. Dafür brauchen wir Erntehelfer. Richtig viele, und die sind richtig schlecht bezahlt. Verbesserungen werden auf EU-Ebene überlegt. Österreich? Ist dagegen, erklärt Barbara Blaha in ihrem aktuellen Videokommentar.

#Momentum in den Medien

Die oben erwähnten Momentum-Berechnungen zur Staatsverschuldung wurden von der APA übernommen und finden sich in vielen Online-Medien, darunter ORF.at, derstandard.at, kleinezeitung.at wider. In der "Freitag in der Arena"-Reihe der Ökostrom AG war Momentum-Ökonomin Anna Hehenberger zu Gast.

Vor dem Inflationsgespenst sollten wir keine Angst haben, argumentiert Momentum-Chefökonom Oliver Picek in einem Gastkommentar in der "Presse".

#Termine

Mittwoch, 7. April, 18.00 Uhr: The trend towards de-globalization. Diskussion der WU Wien. Livestream.

8.-11. Juni 2021: Summer School in Post-Keynesian Economics and Political Economy, Anmeldung läuft.

7.-9. Jänner 2022: Konferenz International Association for Feminist Economics/American Economic Association. Call for Papers.