Tourismus: Sprudelnde Gewinne dank Steuergeld

Staatliche Corona-Hilfen sind eigentlich dazu da, Betriebe durch die Krise zu tragen und Verluste auszugleichen. Tatsächlich wurden aber Unternehmen aus Gastronomie und Hotellerie stark überfördert und die Corona-Hilfen des ersten Krisenjahrs zur Gewinnsubvention. Das zeigt eine aktuelle Momentum-Auswertung.

Aus einer Stichprobe von 502 Unternehmen aus Gastronomie und Hotellerie, die mehr als 100.000 Euro von der COFAG (COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes) erhielten, konnten 367 im Jahr 2020 Gewinne erzielen. Mehr als die Hälfte der Unternehmen verbesserten dank der staatlichen Hilfen ausgerechnet im Lockdown-Jahr 2020 ihr Ergebnis deutlich im Vergleich zu 2019.

Aufsummiert beträgt die Überförderung bei den betrachteten Unternehmen 103 Millionen Euro. Die für 2020 zuerkannten Zuschüsse der COFAG machten 106 Millionen Euro aus. Um lediglich Verluste auszugleichen, hätte ein Bruchteil dieser Zahlungen ausgereicht. Das typische Unternehmen erhielt eine Überförderung von 185.000 Euro.

In Gastronomie und Hotellerie ist es 2020 zu starker Überförderung durch Corona-Hilfen gekommen. Jedes 2. Unternehmen konnten seinen Gewinn im Vergleich zu 2019 steigern.

#Pandemie-Kosten

Das Jahr 2021 ist zu Ende, die Corona-Pandemie leider nicht. Sie hat Österreichs Wirtschaft und das Gesundheitssystem schwer belastet: Insgesamt rund 25 Milliarden Euro wurden für Lockdowns, Gesundheitsausgaben und Corona-Hilfen wie Unternehmenshilfen oder Kurzarbeit ausgegeben.

Der Löwenanteil (rund 9,6 Milliarden Euro ) entfällt auf volkswirtschaftliche Kosten der Lockdowns. Weitere 5,7 Milliarden Euro wurden allein für COFAG-Maßnahmen wie Fixkostenzuschüsse, Lockdown-Umsatzersatz, Ausfallbonus und weitere Unternehmens-Hilfen bezahlt. Vergleichsweise niedrig sind die Gesundheitsausgaben (Tests, Impfstoffe etc.) mit 2,5 Milliarden Euro.

#Fehlende Vermögenssteuern

Warum ist das Aufkommen aus vermögensbezogenen Steuern in Österreich vergleichsweise niedrig? Einer der wichtigsten Gründe ist, dass die Vermögenssteuer 1993 abgeschafft wurde. Das hat den Anteil von Eigentum und Vermögen am Steueraufkommen um fast ein Drittel reduziert.

Aber auch andere vermögensbezogene Steuern wurden nach und nach gestrichen, wie etwa die Erbschafts- und Schenkungssteuer (2008). Dabei wächst das Erbschaftsvolumen in Österreich stetig an: Im Jahr 2021 wurden rund 14 Milliarden Euro vererbt – steuerfrei. Bis 2050 wird das jährliche Erbschaftsvolumen bis zu 25 Milliarden Euro erreichen. Alles, was man zur (fehlenden) Erbschaftssteuer wissen sollte, hat das Moment Magazin zusammengefasst.

Warum sind Erbschaften in Österreich eigentlich nicht besteuert? Wer wäre davon betroffen? Und wer erbt in Österreich eigentlich wie viel? Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um die Erbschaftssteuer in Österreich.

#Paper der Woche

Im dieswöchigen #PaperderWoche geht es um Teilhabe am Arbeitsmarkt. Wer dort Insider und Outsider sind, analysiert Hyojin Jane Seo in ihrer aktuellen Publikation. Momentum-Ökonomin Peri Eraslan hat die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst. Das gesamte Paper zum Nachlesen gibt es hier.

#Momentum in den Medien

Bei den Corona-Unternehmenshilfen kam es zu massiven Überförderungen, berichtet der "Standard". Darüber spricht Momentum-Chefökonom Oliver Picek auch im Ö1-Morgenjournal.

Durch den sprunghaften Anstieg der Omikron-Infektionen kann es zu starken Arbeitsausfällen kommen. Fallen rund 20 Prozent der Erwerbstätigen aus, würde das einen Wertschöpfungsverlust von rund einer Milliarde Euro bedeuten, berechnet das Momentum Institut. Darüber berichten zahlreiche Medien, unter anderem die Salzburger Nachrichten, die "Presse" und die Kronen Zeitung.

Wichtige Sozialleistungen haben über die Zeit massiv an Wert verloren. Momentum-Ökonomin Lisa Hanzl fordert im "Standard", dass der Wertschwund der Vergangenheit ausgeglichen wird und die Sozialleistungen automatisch an das Preisniveau gekoppelt werden. Auch ORF-"Studio2" berichtet über das inflationsbedingte Schrumpfen der Sozialleistungen.

Die Zahl der Mangelberufe in der Fachkräfteverordnung ist in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Für Berufe der Mangelberufsliste dürfen Unternehmen auch Arbeitskräfte aus Drittstaaten mit noch niedrigeren Löhnen anwerben, kritisiert Momentum-Ökonom Mattias Muckenhuber in der Kleinen Zeitung.

#Termine

Freitag, 14. Jänner, 19.00–21.00 Uhr: Institut Solidarische Moderne: Mehr Transformation wagen. Diskussion im Livestream. Online

Montag, 17. Jänner, 16.00–17.30 Uhr: IHS-Seminar: Karim Bekhtiar: Robotization, Internal Migration and Rural Depopulation in Austria. Online, Anmeldung

Donnerstag, 20. Jänner, 16.00 Uhr: Uni Salzburg-Donnerstalk: "Algorithmische Entscheidungen über menschliche Arbeit. Ist das vereinbar? Ist das fair?" Online, Anmeldung

Donnerstag, 20. Jänner, 18.00–20.00 Uhr: „Klimaethik und Generationengerechtigkeit“. Online, Anmeldung

Weitere Termine findet ihr auf unserer Website.