Warum ist Österreichs Wirtschaft so stark eingebrochen?

Österreichs Wirtschaft ist im internationalen Vergleich besonders stark von der Rezession betroffen. Um fast acht Prozent ist das BIP im vierten Quartal 2020 gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurückgegangen. Eine Berechnung des Momentum Instiuts zeigt nun: das liegt nicht nur am hohen Tourismus-Anteil. Im Vergleich von Österreich mit 26 OECD-Ländern, für die aktuelle Daten vorliegen, zeigt sich: Das Handling der Corona-Pandemie in Österreich ist fast genauso stark für den Wirtschaftseinbruch verantwortlich. "Das Zögern im Sommer und Herbst hat uns viel Wohlstand gekostet", sagt Momentum-Chefökonom Oliver Picek.

#Sozialstaat reduziert Ungleichheit

Der Gini-Koeffizient ist wohl das bekannteste Maß für ökonomische Ungleichheit. Er gibt an, wie gleich die Einkommen verteilt sind. Ein Wert von null würde bedeuten, dass alle Menschen im Land gleich viel Einkommen beziehen. Ein Wert von eins, dass eine Person das gesamte Einkommen alleine bekommt. In Österreich liegt der Gini-Koeffizient bei den Primäreinkommen bei 0,49 – das bedeutet, dass die Bruttoeinkommen im internationalen Vergleich eher ungleich verteilt sind. Hier beginnt nun aber der Sozialstaat zu wirken, bis der Gini-Koeffizient nach Steuern und Transfers nur mehr bei 0,28 liegt. Die Einkommensungleichheit wird also durch den Sozialstaat deutlich reduziert. So hilft der Sozialstaat dabei, den Gini-Koeffizienten der Einkommen um mehr als 43% zu reduzieren. Länder mit schlechter ausgebauten Wohlfahrtsstaaten, wie etwa die USA oder Großbritannien stehen hier deutlich schlechter da. Aber auch die Schweiz, welche in wirtschafsliberalen Kreisen gerne als Musterland gesehen wird, verteilt nur relativ wenig um.

#Arme Millionäre?

Mit dem explizit "wirtschaftsliberalen" Exxpress geht unter der Leitung von Richard Schmitt (früher Krone, Ö24) ein weiteres, von Millionären und Unternehmern finanziertes Medium an den Start. Industrielle fänden sonst kein angemessenes Gehör, heißt es. Angesichts der Eigentumsverhältnisse österreichischer Zeitungen und der Stärke von Thinktanks wie "Agenda Austria" oder des Forschungsinstituts "Eco Austria" im Umfeld der Industriellenvereinigung ein verwunderlicher Befund.

Wir denken: Es braucht weiterhin Forschung und Vermittlung aus der Perspektive der breiten Mehrheit. Als sozial-ökologischer Thinktank der Vielen liefert das Momentum Institut neue Impulse. Hilf uns dabei - etwa mit einem Dauerauftrag, um unsere Arbeit nachhaltig abzusichern!

#Wut zur Lücke

Der Gender Pay Gap, die Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern, ist in Österreich stark regional unterschiedlich. In Wien ist der Gender Pay Gap mit knapp 19 % mit Abstand am niedrigsten, im „zweitbesten“ Bundesland Niederösterreich ist er schon beinahe doppelt so hoch. Schlusslicht ist Vorarlberg, wo Frauen um fast 48 % weniger Einkommen haben als Männer.

Die Unterschiede hängen nicht zuletzt am Ausbaugrad von Kinderbetreuungseinrichtungen, zeigt eine Analyse des Momentum Instituts.

Am 21. Februar ist wieder Equal Pay Day. Für alle unselbständig erwerbstätigen Frauen und Männer, beträgt der Einkommensunterschied ganze 36,4% - dabei gibt es jedoch gravierende Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern.

#Schulden machen?

Wer Schulden macht, hat sein Leben nicht im Griff, lebt über seinen Verhältnissen, und überhaupt: Man gibt nur aus, was man hat. Hinter diese Argumente blickt Barbara Blaha in ihrer aktuellen Video-Kolumne.

#Weniger Fleisch, besseres Klima

Die Viehhaltung sorgt für mehr als die Hälfte der Treibhausgasemissionen aus der Landwirtschaft. Der Weg aus der Klimakrise führt deshalb auch über eine Änderung unserer Ernährung, sagt Nachhaltigkeitsforscher Christian Lauk von der Wiener BOKU im Interview mit dem MOMENT-Magazin.

Die Viehhaltung für Produkte wie Fleisch und Milch sorgt für mehr als die Hälfte der Treibhausgase in der Landwirtschaft. Der Weg aus der Klimakrise kann nur über unsere Ernährung führen, sagt Landwirtschaftsforscher Christian Lauk.

#Paper der Woche

Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig der Sozialstaat ist. Doch gerade die Reichsten sträuben sich gegen einen fairen Beitrag. Im Schnitt verstecken Steuerhinterzieher:innen 40% ihres Vermögens in Steuersümpfen. Aber je reicher sie sind, desto eher betrügen sie. Das führt dazu, dass die Top 0,01% (also das reichste 100tel des reichsten 100tels!) die Hälfte des versteckten Vermögens besitzen. Das zeigt unser Paper der Woche.

By Annette Alstadsæter, Niels Johannesen, and Gabriel Zucman

#Momentum in den Medien

Auf eine offene Stelle kommen derzeit acht Arbeitslose. Diskussionen über "Anreize" von Arbeitslosen sind daher verzichtbar, argumentierten wir gegenüber dem "Standard". Ebenfalls im "Standard" erwähnt wird die Momentum-Untersuchung, wonach Österreichs Fiskus über eine Milliarde Euro durch Steuervermeidung internationaler Konzerne entgeht.

Im "Falter" wird die oben erwähnte Momentum-Berechnung über den Gender Pay Gap aufgegriffen.

#Termine

HEUTE Donnerstag, 4. März, 19.00 Uhr: "Wer soll die Krise bezahlen? Welcher Beitrag wird dabei Vermögenden zukommen?" Diskussion von Politics & Education, mit Martin Schürz und Barbara Blaha. Via Zoom.

Samstag, 6. März, 14.00-18.00 Uhr: Aktionskonferenz "Arbeitslosengeld rauf!" u.a. mit Vortrag Emmerich Talos. WUK Wien.

Dienstag, 9. März, 11.00 Uhr: Keynote & Webinar: Healthcare Resilience (IPPR, UK). Online.