- Momentum Institut | Think Tank der Vielen
- Posts
- Teuerung frisst Arbeitslosengeld
Teuerung frisst Arbeitslosengeld
Im Gegensatz zu anderen Sozialleistungen wird das Arbeitslosengeld nicht an die Teuerung angepasst. Erwerbsarbeitslose Menschen verlieren jeden Monat an Kaufkraft. Das durchschnittliche Arbeitslosengeld ist heute 14,8 Prozent weniger wert als noch vor einem Jahr. Acht Prozentpunkte dieses Verlustes gehen auf den Umstieg vom Arbeitslosengeld in die Notstandshilfe zurück, der Rest auf die Teuerung.
Wer im Juni des vergangenen Jahres den Job verlor, erhielt im Mittel ein monatliches Arbeitslosengeld von 1.065 Euro. Durch den Wertverlust haben Bezieher:innen heute im Schnitt 158 Euro weniger pro Monat zur Verfügung. Wer seit fünf Jahren arbeitslos gemeldet ist, leidet bereits unter einem Kaufkraftverlust von 25,8 Prozent.
#Ungleichheit bei Teuerung steigt
Die Inflationsrate der ärmsten Haushalte liegt mit 11,1 Prozent knapp 1,7 Prozentpunkte über jener der Haushalte mit den höchsten Einkommen. Im ersten Quartal 2023 klaffte die Schere zwischen den Inflationsraten der ärmsten und reichsten Haushalte am weitesten auseinander. Grund dafür sind die Konsumgewohnheiten der Einkommensgruppen. Menschen im ärmsten Fünftel müssen bedeutend mehr ihres verfügbaren Einkommens zur Deckung der Grundbedürfnisse – Wohnen, Energie, Lebensmittel – aufwenden. Gerade dort steigen die Preise am stärksten.
#Moment Mal
Von unternehmensnaher Seite schallt es daher: Die Teuerung führt zwar zu enormem Kaufkraft-Verlusten, aber die Löhne sollten wir jetzt auf keinen Fall heben. Die "Lohn-Preis-Spirale" sei gefährlich. Das neue Moment Mal von Barbara Blaha.
#Momentum in den Medien
Während Arbeitnehmer:innen große Lohneinbußen hinnehmen mussten, haben Unternehmen Rekordgewinne gemacht. Sie haben ihre Preise stärker erhöht als ihre gestiegenen Kosten. Das heizt die Inflation weiter an, kritisiert Momentum-Chefökonom Oliver Picek.
Die Profite treiben also die Teuerung, nicht die Löhne. Gewinnverzicht ist notwendig, nicht Lohnzurückhaltung, schreibt Picek im “Standard”-Gastkommentar. Nicht nur die Löhne, auch die Sozialleistungen verlieren durch die Teuerung an Wert. Während die Arbeitslosigkeit steigt, wird das Arbeitslosengeld nicht an die Teuerung angepasst. Darüber berichten zahlreiche Medien – unter anderem orf.at, die Salzburger Nachrichten und Die Presse – und beziehen sich auf eine Analyse des Momentum Instituts.
Im EU-Vergleich zählt Österreich bei vermögensbezogenen Steuern zum Schlusslicht. Zwar gibt es auf Grund und Boden nach wie vor die Grundsteuer. Sie orientiert sich allerdings an dem Immobilienwert, der oft bereits vor Jahrzehnten festgestellt wurde. Dazu Picek im Gespräch mit der ORF-”ZiB 2”.